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Funktionelles Krafttraining für Kampfsport und Kampfkunst – Einführung

(TEIL 1)

Achtung, dieser Artikel ist nur für Menschen hilfreich, die den Unterschied zwischen Kampfsport und Kampfkunst bereits verstanden haben. Jegliche Kritik an herkömmlichen Trainingsmethoden oder Trendsportarten, bezieht sich ausschließlich auf die Sicht in Bezug auf die Kampfkunst und nicht in Bezug auf die Fitness und Gesundheit im Allgemeinen. Jedoch ist es so, dass gerade auch in so manchen „Trend-Fitness-Sparten“ unter anderem damit geworben wird, dass es funktionelles Krafttraining für Kampfkunst wäre. Das ist schlichtweg nicht richtig. Diese Aussage mag für manches Kampfsport-Denken richtig sein und für allgemeine Kraft und Gesundheit, jedoch nicht für die spezifische Kampfkunst selbst.

Inhaltsverzeichnis:

Definition: funktionelles Krafttraining für Kampfkunst
Die Lösung ist simpel, doch vielen nicht genug
Von Kranichen, Leoparden und Tigern
Wenn Fitnesscenter langweilen – Das Krafttraining des Kranichs

 

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Definition: funktionelles Krafttraining für Kampfkunst

Wir müssen erst definieren, was man denn unter einem funktionellen und effektiven Krafttraining für Kampfkünstler versteht. Hier steht u.a. der Einsatz von Lebenszeit für das eigene Training im Vordergrund. Denn die Zeit ist in der Kampfkunst ein wichtiger Faktor. Im Gegensatz zum Kampfsport braucht man in der Kampfkunst keine große überdurchschnittliche Ausdauer, Beweglichkeit oder einen perfekten BMI. Sofern sollte man hier schon abgrenzen, was man sich antun möchte und für was man seine Zeit investieren will um seine Kampffähigkeit zu stärken. Weniger ist in der Kampfkunst oft mehr. Natürlich ist jemand der mehr „Masse“ hat und diese auch einzusetzen weiß gefährlich..

Aber was willst Du nun tun? Wenn Du ein eher „schlaksiger“ Typ bist und Dich von Grund auf schwer tust Masse aufzubauen, verschwendest Du nun lieber Deinen Fokus und Deine Lebenszeit mit herkömmlichem Fitnesstraining, oder investierst Du lieber Deine Zeit zum funktionellen Kraftaufbau im Kampftraining selbst, welches Dir nicht nur mehr Power und Explosivität gibt, sondern ein Dutzend weiterer wertvoller Attribute in der selben Zeit.

Effektives und funktionelles Krafttraining für Kampfkünstler ist alles, was von der Ausführung und Ähnlichkeit der Übung, zu der gewünschten technischen End-Ausführung am nächsten kommt. Oder einfach gesagt: Willst Du einen explosiven, kraftvollen, schnellen und gut ausbalancierten und mit dem ganzen Körper unter Kontrolle ausgeführten Haken schlagen, dann musst Du einen explosiven, kraftvollen, schnellen und gut ausbalancierten und mit dem ganzen Körper unter Kontrolle ausgeführten Haken ÜBEN. Und keine Klimmzüge machen.

Gewichte sollten hier lediglich zur Intensivierung dienen, um schneller über eigene Grenzen zu kommen. 

Kraftzuwachs ohne gleichzeitigen Aufbau von Koordination, Kontrolle und Balance ist ein Schuss nach hinten. 

 

 

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Die Lösung ist simpel, doch vielen nicht genug

Funktionelles Krafttraining für Kampfkunst und Kampfsport
Aus dem Buch Indian Club Exercises

Das Waffentraining liefert hierzu die besten Ansätze, sowie waffenlose auf den Kampf bezogene Druckübungen mit einem Partner. In der Kampfkunst benötigen wir oft eine zirkulierende Kraft, welche unsere Balance in jeder Position stärkt und aufrecht erhält. Wir müssen mit Druck in der Bewegung umgehen können. Auch wenn es dem Durchschnitts-Denker nicht schmeckt, so braucht er seine geliebten Liegestütze, Klimmzüge und Kniebeugen nicht unbedingt um seine Kampfkraft zu erhöhen.
Und ich wiederhole, ich spreche nicht von Gesundheit, allgemeiner Fitness oder vom Kampfsport-Gedanken. Hier sind derlei Standard-Übungen sehr wohl sinnvoll. 

 

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Von Kranichen, Leoparden, Schlangen und Tigern

Letztendlich ist es so, das jeder Typ von Mensch ein anderes Training braucht. Gerade beim Krafttraining, was funktionelle Kraft für Kampfkunst und Kampfsport angeht. Da sich jeder im Kampf anders bewegen muss und andere Arten von Kraftübertragung nutzt/nutzen muss, kann man hier nicht alle über einen Kamm scheren. Es ist hier auch eine große Frage der psychischen Seite. Ein „Kranich-Typ“ (oft schlank oder „schlaksig“) oder auch ein „Leopard“ (drahtiger dynamischer Typ) braucht ganz andere Trainingsreize und Methoden wie ein „Tiger-Typ“ (Kräftige Knochen, groß, massig). Nicht umsonst hören die meisten „Kraniche“ in einem Fitnessstudio nach einem Jahr wieder auf weil es Ihnen zu langweilig wird oder weil die Sehnen oder Gelenke schlapp machen. „Schlangen“ (der intelligente, belesene Typ) sieht man im Fitnesscenter meist gar nicht, aber „Tiger“ fühlen sich dort wie zu Hause..

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Arten wie Kraft im Kampf eingesetzt wird. Der „Tiger-Typ“ hat eher eine statische, fixierende und kontrollierende Kraft und jemand, der 2-händig geführte schwere Waffen liebt. Der „Kranich-Typ“ muss vielmehr mit hackenden, pickenden und schleudernden Kräften arbeiten, welche die Kraft des Gegners zerstört oder umgeht. Er fliegt regelrecht um den Gegner und greift mit eleganter Beinarbeit von den Flanken an. Die „Schlange“ ist oft eher undynamisch, drückt immerzu vor, bleibt kleben und windet sich, lässt nicht los und stiehlt die Bewegungsdynamik mit einem Minimum an Aufwand. Sie fließt in den Gegner ein und hat seine Gelenke unter Kontrolle. Der „Leopard“ boxt, pendelt, klopft an, tänzelt und ist immer wo anders. Er spielt gerne.

Darum sollte man nicht blind jedem Trend folgen, sondern lieber ehrlich zu sich selbst sein und die eigenen Reize und somit seine eigene Freude am Training finden. 

Wenn somit jemand einen Trainingsreiz verspürt weil er einen Hammer in den Händen hält oder Clubbells schwingt, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Das damit aber die immer gleichen Übungen gemacht werden, die immer noch fern der Kampfkunst liegen, sondern nur für Masse und Grundkraft taugen, steht hier erstmal wieder auf einem anderen Blatt.
Ich spreche hier von keinem Trend, nein ich spreche hier von funktionellem Krafttraining unter Berücksichtigung des jeweiligen Typs der Du bist.

Fazit: Krafttraining für Kampfkunst hat primär lediglich die Aufgabe, die Trainingszeit zu minimieren, um einen harten, gezielten Schlag in guter Balance und im richtigen Timing zu bekommen. Krafttraining für Gesundheit steht auf einem anderen Blatt und ist auch wichtig. Somit suche Dir Übungen, die dem Schlagen, Treten, Ringen etc. mit dem ganzen Körper am nächsten kommen und Dir ein Widerstand im Weg steht. Alles andere ist Zusatzaufwand, wenn wir von funktioneller Kraft für die Kampfkunst sprechen und nicht vom Aufbau von Masse. Schließlich geht es auch darum, Zeit zu sparen. Wer ernsthaft Kampfkunst trainiert, kennt das Problem. Darum überlege gut, für was Du Deine kostbare Zeit nutzt. 

 

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Der „Kranich-Typ“

Fitnesscenter-typisches Training langweilt Dich? Weil Du nicht der Typ dafür bist.

Der „Kranich“ braucht unbedingt die Abwechslung, weil er sich sonst dem Krafttraining abwendet. Er braucht ausgefallene Übungen, die ihn auch Koordinativ beanspruchen und am besten einen eleganten Bewegungsfluss haben. Eisen ist nichts für ihn. Besser kunstvoll das eigene Körpergewicht bewegen. Sein Gehirn muss dabei beschäftigt werden. Er braucht eine Aufgabe in der Aufgabe selbst, sonst wird es ihm langweilig. „Kraniche“ sind meist künstlerisch veranlagt und müssen während des Trainings sich frei entfalten können. „Kraniche“ sind intelligent, oder kopflastig. Deshalb wird ein typisches monotones Training wie es eben im Fitnessstudio der Fall ist, beim „Kranich“ schon sehr bald zur Langeweile und somit zur Aufgabe führen. 
Man kann auch sagen, dass der „Kranich“ oft Krafttraining nur wegen des Aussehens macht, da er sehr eitel ist. Diese Eitelkeit wandelt er um in Motivation. Im Alter jedoch schwinden diese Wünsche und mit dem Wissen steigt der Wunsch nach Praktischerem, sofern er Kampfkunst lebt.

Die immer selben Übungen motivieren den „Kranich“ erst gar nicht zum Beginnen und den Weg ins Studio auf sich zu nehmen. Was ihm hier fehlt ist der Reiz und der Sinn dahinter. Zudem merkt er, dass er schwer Masse aufbaut und oft auch Verletzungen der Bänder und Sehnen einhergehen. Er will in seiner Eitelkeit nicht glauben, warum er trotz regelmäßigen Trainings über gewisse Gewichtshürden nicht drüber kommt und immer noch bei 70 kg im Bankdrücken hängt, während ein „Tiger-Typ“ in der gleichen Zeit seine 120 kg drückt.
Wenn die Stagnation schließlich über einen längeren Zeitraum anhält, kommt was kommen muss, und der „Kranich“ sucht das Weite.

Trenne Dich von stereotypen Gedanken und Mustern.

Der Kranich sollte seine Sehnen und Bänder stärken, weil hier seine Schwächen liegen. Auf keinen Fall sollte er seinen Erfolg danach messen, wieviel Gewicht er bewegen kann, sondern eher danach, wie er ein an ihn angepasstes Gewicht auf effektivste, vielseitigste und koordinativ anspruchsvolle Art bewegen kann. Am besten eignen sich hier Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Er sollte sich auch eine Kampfkunst suchen, die seinem Typ entspricht. So ist ein „Kranich“ im Ringen oder Boxen eher fehl am Platz.. 

Nun hat er seine Aufgaben, kann probieren, spielen, während des Trainings rumlaufen, kann mit dem Gewicht kämpfen und immer neue Reize finden. Er nimmt möglichst viele verschiedene Gegenstände in die Hand und bewegt diese. Er läuft, dreht und windet sich, bloß nicht auf der Stelle stehen bleiben und immer das Selbe tun..   
Am besten mit Sinn, und nichts einfach so, er will intelligent handeln. Doch der „Kranich“ muss frei sein. Sobald er etwas „tun MUSS“ wird es zur Qual. Um sich frei zu fühlen braucht er daher genug verschiedene Optionen, wie er trainieren kann. Er ist so ein Typ, der zig verschiedene Trainingsgeräte kauft und jedes aber nur zwanzig mal nutzt. Er muss die Freiheit haben seiner Lust oder auch Unlust zu folgen. So muss sein Training aufgebaut sein. Ein Stück weit oberflächlich und jeden Tag am besten anders. Und trotzdem sucht er die Struktur, die Ordnung, die er jedoch niemals findet, da es die perfekte Struktur in seinem vielfältigen Denken nicht gibt. Hauptsache nichts „müssen“ müssen. 

Ich hoffe ich konnte hiermit einen kleinen Denkanstoß geben. 

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Autor: Thomas Luber